Dänenkönig Harald in Ingelheim

Die Dänen und der fränkische Einfluss

Unter Ludwig dem Frommen kam es an den Küsten des Fränkischen Reiches immer wieder zu Geplänkeln mit den Wikingern. Zwar konnte Ludwig in seinem christlichen Reich mit einigem Erfolg den Frieden aufrecht erhalten. An der friesischen Küste und in Dänemark dagegen war er kein Friedensstifter. Als die Söhne König Godfrids einen Rivalen namens Harald vertrieben, nahm Ludwig den Verbannten freudig auf. Ein Versuch, Harald in seine dänischen Thronrechte einzusetzen, scheiterte, aber 819 wurde Harald neben zwei von Godfrids Söhnen Mitherrscher. Trotz dieses fränkischen Einflusses auf die dänische Herrschaft gingen die Scharmützel an den Küsten von Friesland und Flandern weiter.

Die Taufe von Harald Klak
Friesland war der Schwachpunkt des Frankenreiches. Das Küstengebiet erstreckte sich von Dänemark bis zu den heutigen Niederlanden. Da die Franken keine wirkungsvolle Flotte hatten, war es ihnen unmöglich, diesen Küstenstreifen zu kontrollieren oder zu verteidigen. Daher musste Ludwig zu anderen Mitteln greifen, um die Wikinger zu befrieden.
Im Juni des Jahres 826 hatte Kaiser Ludwig der Fromme zu einer Reichsversammlung/Synode in die Kaiserpfalz nach Ingelheim eingeladen. Neben der Behandlung kirchlicher Probleme (Frage der Bilderverehrung) wurden auch Verhandlungen über Unruhen an den Grenzen des Reiches im Gebiet der Dänen geführt.
So war in Ingelheim nicht nur eine Gesandtschaft des Papstes unter Führung des Bischofs Leo von Centumcalla (Civita Vecchia) anwesend, sondern auch der Dänenkönig Harald Klak mit seiner Familie und großem Gefolge. In den Niederschriften des Xantenses ist gar die Rede von mehr als 400 Personen, die an den Rhein reisten. Aufzeichnungen zufolge wurden Harald Klak und sein Gefolge unter Aufbietung aller Pracht in der Pfalz zu Ingelheim empfangen und am 24. Juni in St. Alban in Mainz getauft. Ludwig wurde Haralds Pate. Zudem belehnte er Harald mit dem Land Rüstingen im Nordosten Frieslands. Ein Jahr später, 827, wurde Harald schon wieder aus Dänemark vertrieben. Haarik, einer von Godfrids Söhnen, hatte sich zum alleinigen König der Dänen ausgerufen, der er auch bis zu seinem Tod im Jahre 854 blieb.

Modell eines Plattbodenschiffs
Im Wikingerbooten fuhren die Dänen rheinabwärts und landeten
im Frei-Weinheimer Hafen an. Fotomontage: Steinbauer

Später sollte Harald das Vertrauen Ludwigs noch schwer enttäuschen. Offenbar im Zuge der Streitigkeiten um die Nachfolge auf dem fränkischen Thron von Ludwigs ältestem Sohn Lothar angestachelt, war Harald einer der Wikingeranführer, die 833/834 wiederholt Friesland angriffen.

Die Missionierung der Wikinger
In der Missionierung der Wikinger sah Ludwig der Fromme ein probates Mittel, um Frieden in der Küstenregion zu schaffen. So mussten seit jeher alle Normannen, die mit den Franken Handel trieben, christlichen Glaubens sein, sprich sich taufen lassen.
Dass diese es mit der Taufe recht locker sahen, charakterisiert eine überlieferte Geschichte. Zu einer Taufzeremonie kamen einmal unerwartet viele normannische Täuflinge, so dass die als Geschenk für sie bestimmten kostbaren Gewänder nicht ausreichten. Es mussten auch einige etwas schlechtere verteilt werde. Als einer der Täufling ein solches erhielt, rief er voll tiefer Empörung aus: "Zwanzigmal habe ich mich hier nun baden lassen und immer die besten schneeweißen Kleider erhalten. Ein solcher Sack aber, wie dieser da, ist gut für Schweinehirten, aber nicht für einen Krieger!"
Mit dem frisch getauften Harald Klak schickten Ludwig der Fromme und Bischof Ebbo von Reims den Benediktinermönch Ansgar nach Dänemark. Bepackt mit kaiserlichen Geschenken zogen Ansgar und sein Begleiter Autbert mit den getauften Wikingern den Rhein abwärts zur Nordsee und segelten nach Dänemark. Doch mit dem Scheitern von Harald Klak als "Mitkönig" scheiterte auch Ansgars erster Missionierungsversuch. Sein Begleiter Autbert fand bei einem Feldzug gar den Tod.
Doch getragen von seiner Vision, Skandinavien zu missionieren, zog Ansgar 829 nach Schweden. Bei Stockholm gründete er die erste christliche Kirche in Schweden.
831 wird er zurückgerufen und zum ersten Bischof von Hamburg (als Sitz weiterer Missionsunternehmen im Norden) ernannt. Papst Gregor IV. verlieh ihm den Titel des Erzbischofs und des päpstlichen Legaten für Skandinavien. Unermüdlich war sein Missionseinsatz. 851 gelang es ihm endlich, den dänischen König Haarik II. zu bekehren. Als Erzbischof von Hamburg und Bremen starb er 864 nach langer Krankheit. Ansgar wird als "Apostel des Nordens" verehrt und gilt in Hamburg als Heiliger der ungeteilten Christenheit. Er ist der Patron von Dänemark, Deutschland und Island.

Autorin: Pia Steinbauer (entnommen einer Ausstellung im "Museum bei der Kaiserpfalz" im Rahmen des rheinland-pfälzischen Kultursommers 2001 unter dem Motto "Stadt, Land, Fluss")